Caro amico ti scrivo…
Die erste Woche ist um. Einige der SchülerInnen werden verabschiedet.
Ich bin froh, dass ich zwei Wochen gebucht habe. In nur einer Woche hätte ich fast nichts lernen können. Jetzt habe ich mich gerade erst akklimatisiert und beginne, in die Sprache hineinzufinden. Bislang ist mir das Sprechen eher schwergefallen.
Am Nachmittag gehe ich nochmal in die Altstadt und besichtige das antike Universitätsgebäude. Das Archiginnasio hat einen wunderschönen antiken Anatomiesaal. Die Wände sind mit Holz verkleidet, Statuen von Ärzten aus der Antike zieren den Saal. Am Katheter befinden sich zwei Holzskulpturen, an welchen die Erkenntnisse der anatomischen Studien sichtbar sind.
In der Sela Stabat Mater sind lange Bücherregale mit alten Büchern der einzelnen Fakultäten zu finden. Die Wände sind mit den Familienwappen zahlreicher Professoren und Studenten aus der Geschichte der Universität verziert.
Diese uralte Universität, an der unter anderem Dante, Petrarca, Kopernicus sowie die erste Professorin Laura Bassi lehrten, ringt mir Respekt ab. Auch ich habe studiert und von den Forschungen und Erkenntnissen früherer Generationen profitiert. Und ich gehöre zu einer der ersten Generationen, in denen mir als Frau der Zugang zu diesem Wissen problemlos möglich war. Ich habe sehr gerne studiert. Noch heute ist es ein wichtiger Teil meines Lebens, mir immer wieder neues Wissen anzueignen, zu lesen und zu lernen.
Wieder auf der Strasse, bewege ich mich in Richtung der Via D’Azeglio, für mich ist sie einfach die Lucio-Dalla-Gasse. Hier wurde der Text eines Liedes des 2012 verstorbenen Cantautore als Weihnachtsbeleuchtung aufgehängt und glücklicherweise bis jetzt hängen gelassen. Ich höre mir das Lied an, das ich natürlich nicht zufällig auf mein Handy geladen habe und wandere dazu durch die Gasse. Auch das Lucio-Dalla-Haus befindet sich hier. Leider ist die Besichtigung des Hauses über Monate im Voraus ausgebucht.
Ich finde es schön, dass Bologna seinem berühmtesten Cantautore solche Ehre macht.